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 Herstellung der Oberleitung am Katzenbergtunnel
Weiterbau des Tunnels
Im Sommer 2017 unterfuhr die östliche Tunnelvortriebs- maschine (TVM) die Rheintalbahn bei Niederbühl. Am
17. August verschoben sich dabei einige Tübbinge in der Tunnelröhre, weshalb die Deutsche Bahn (DB) die Strecke umgehend für den Zugverkehr sperrte. Die Gleise oberhalb des Tunnels senkten sich ab. Der Ereignisbereich wurde
in den folgenden Wochen auf 160 Metern mit Beton ver- füllt und die Rheintalbahn auf einer rund 275 Meter langen Stahlbetonplatte neu verlegt. Am 2. Oktober 2017 gab die Bahn die Strecke wieder für den Verkehr frei.
Die westliche TVM setzte ihre Arbeiten zunächst fort, bis sie die Rheintalbahn erreichte. Beim weiteren Vortrieb nutzt sie Bentonitsuspension, eine Stützflüssigkeit, mit der ein Gegendruck erzeugt wird. So kann das Erdreich kontrol- liert abgebaut und abtransportiert werden. Nach Maßnah- men zur Bodenverbesserung führt die TVM ihre Arbeiten im Schutz einer Auflast weiter. Die bestehende Stahlbetonplat- te wird oberhalb der Weströhre erweitert, zusätzlich wird östlich der Gleise Kiessand aufgeschüttet. Diese Kombinati- on erzeugt einen Gegendruck und verhindert das Austreten der Suspension an der Oberfläche.
Wenn die westliche TVM ihren Vortrieb abgeschlossen hat, wird die Rheintalbahn auf rund 700 Meter Länge oberhalb der Weströhre neu verlegt. Im ehemaligen Ereignisbereich der Oströhre entsteht dann eine etwa 200 Meter breite Baugrube, in der der Tunnel und die TVM zurückgebaut und
BIM schafft mehr Transparenz im Großprojekt Karlsruhe–Basel.
die Oströhre anschließend im Rechteckprofil neu erstellt werden. Zuletzt wird die Baugrube verfüllt und die Rhein- talbahn wieder in ihren ursprünglichen Verlauf verlegt.
Sicherheit im Tunnel
Beim Tunnel Rastatt erhält jedes Fahrgleis eine eigene Röh- re, sodass sich Züge in entgegengesetzte Richtungen nicht in derselben Röhre begegnen. Das bedeutet im Fall eines nicht vorhergesehenen Ereignisses, dass die jeweils andere Tunnelröhre sicher ist. Als Fluchtwege werden daher Quer- verbindungen zwischen den zwei Tunnelröhren gebaut, über die die Fahrgäste in den jeweils nicht betroffenen Tunnel gelangen (Prinzip der korrespondierenden Röhren). Das Sicherheitskonzept für den Tunnel Rastatt sieht vor, dass die beiden Röhren alle 500 Meter über Querstollen mit- einander verbunden werden. Dementsprechend sind acht Verbindungen vorgesehen. Sie werden parallel zur Erstel- lung der letzten Tunnelabschnitte hergestellt und können so schon während der Bauphase als Rettungswege dienen.
Im Abstand von 125 Metern sind Entnahmestellen der Löschwassertrockenleitung installiert. Da die Schienen im Tunnel Rastatt auf einer Festen Fahrbahn angebracht sind, können Rettungskräfte den Tunnel mit Straßenfahrzeugen befahren. An beiden Tunnelenden werden Rettungsplätze mit einer Fläche von jeweils 1.500 Quadratmetern einge- richtet.
        Rettungsplatz am Ende der Grundwasserwanne (verkürzte Darstellung)
Grundwasserwanne
Rettungsschleuse
                 Rettungsplatzzufahrt/ -anbindung
          Rettungsplatz
Rettungsfahrzeuge Fluchtweg
  Der Tunnel Rastatt ist das größte von bundesweit vier Pilotprojekten, in denen das Potenzial von Building Information Modeling (BIM) getestet wurde. Die vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte neue Arbeitsmethode wird auch bei der Planung und Realisierung der Streckenabschnitte 7 und 8 zwischen Appenweier und Müllheim eingesetzt. Erstmals wird der Ausbau der Rheintalbahn zwischen Teningen und Buggingen ausschließlich mit BIM realisiert. BIM verbindet geometrische 3D-Planung mit Termin- und Kostenplanung, wobei alle Projektbeteiligten Zugriff auf das digitale Modell erhalten. So entsteht ein realistisches Bild der Planungen. Zeitliche oder finanzielle Abweichungen können frühzeitig erkannt und Lösungen entwickelt werden. Sichtbaren Ausdruck findet die neue Arbeitsmethode im BIM-Lab der DB in Karlsruhe: Auf rund 600 Quadratmetern stehen den Projektbeteiligten flexible Arbeitsplätze mit
Besprechungs- und Kreativräumen zur Verfügung. Mit modernster Technik werden hier Fachmodelle koordiniert und besprochen.
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